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Liebe Freunde und Unterstützer von Nahow e.V.

Wir hoffen, daß ihr alle gut ins neue Jahr starten konntet! Wir wollen uns nochmals für eure Unterstützung bedanken. Es ist schon eine lange Zeit her, dass wir euch einen Statusbericht über unsere Aktivitäten in Kamerun gegeben haben. Wir haben diesen Bericht schon des öfteren angefangen und wieder revidieren müssen, da die lokalen Gegebenheiten im Moment schwierig sind und unsere Pläne des Öfteren durchkreuzten.

2017 war im wahrsten Sinne des Wortes ein herausforderndes Jahr für uns und für die Menschen in Batibo, der Region in Kamerun, in der wir aktiv sind. Wie ihr vielleicht schon wisst ist Kamerun in zehn Regionen aufgeteilt, von denen nur zwei englischsprechend sind. Wie schon auf der Website von Nahow e.V. erklärt, fühlten sich die Menschen in diesen zwei englisch-sprechenden Regionen von der Zentralregierung (französisch-sprechend) in höchstem Maße diskriminiert.

Der Protest der Lehrern und Anwälten im Oktober 2016 zur Verbesserung der Arbeitssituation war der Auslöser von einem Konflikt, der bis heute weiter eskaliert. Wie leider in Kamerun üblich reagierte die Regierung auf diesen Protest weder mit Dialog noch Verbesserung deren Situation, sondern mit Polizei- und Armeegewalt. Diese führte dazu, dass andere Bevölkerungsgruppen sich der Angelegenheiten der Lehrer und Anwälte anschlossen. Die Regierung reagierte mit mehr Polizei-und Armeehärte. Etliche Menschen wurden umgebracht, viele verhaftet und nach Yaounde (Hauptstadt in der französischen Region) verfrachtet, etliche Schülerinnen wurden vergewaltigt, und das Internet wurde geblockt (und ist in den zwei Regionen immer noch gesperrt).

Die Bevölkerung dieser zwei Regionen erhöhten den politischen Druck und forderte einen Systemwechsel von einer zentralen zu einer dezentralen Regierungsform (Föderalsystem). Die Regierung lehnte, wie zu erwarten, jeglichen Dialog ab und verhaftete die Anführer dieser Bewegung. Ein Teil der Bevölkerung sprach sich nun für eine Unabhängigkeit dieser zwei Regionen aus, was dazu führte, dass die Regierung sie als Terroristen deklarierte und noch größere Armeeeinheiten in diese Regionen einsetzte. Es wurden noch mehr Leute umgebracht, Geschäfte, Privathäuser und trauriger Weise auch Schulen verbrannt. Viele Menschen flohen „in den Busch“, um sich zu retten, und noch viel mehr flüchteten nach Nigeria. Mittlerweile befinden sich mehr als 50.000 kamerunische Flüchtlinge in Nigeria. Als Reaktion auf die Aktion der Regierungsarmee sind kleinere bewaffnete Gruppen entstanden, die sich verteidigen wollen.

Im Moment ist für uns ganz besonders traurig, weil dieser Konflikt bis in die Dörfer von Batibo herangetragen wurde, wo unsere Aktivitäten stattfinden.

Viele Schulen wurden auch in Batibo niedergebrannt und Schüler wurden daran gehindert, in die Schule zu gehen, wo es noch funktionierende Schulen gab. Das führt dazu, dass unser Ausbildungszentrum und unsere Schule vorübergehend geschlossen werden musste und wir wissen leider nicht, wann wir dieses wieder aufmachen können werden.

Wir haben uns deshalb auf die Krankenstation konzentriert und haben bei diesem Projekt große Fortschritte erzielen können. Die Station haben wir mit neuen Betten erstatten können und Renovierungen am Gebäude durchgeführt. Wir haben Ärzte rekrutieren können, die regelmäßig hinfahren, um die Menschen dort zu untersuchen, Krankenakten erstellen und damit die Anfänge eines lokalen Gesundheitssystems entstehen lassen. Vor drei Wochen etwa haben wir dann leider die Meldung bekommen, dass sogar die Ärzte wegen des aktuellen Konflikts nicht mehr in die Region Batibo reisen können, da die Regierungsarmee die Zufahrt blockiert. Die 2. Phase der Renovierung dieser Krankenstation muss damit etwas aufgeschoben werden, da auch keine Handwerker in die Konfliktregion reisen möchten. Wir konzentrieren uns deshalb auf die Planung der restlichen Arbeiten, und den Einkauf der benötigten medizinischen Geräte:

-Mikroskope, Blutzuckermessgeräte, Kühleinheiten etc

-Installation der Solarzellen für etwas Licht nach Sonnenuntergang, und um ein oder zwei Kühlschränke zu betreiben

-Kauf der Materialen, um eine Küche aufzubauen, sowie um die Sanitäranlagen zu installieren, inklusive eines neuen Dachs

-Planung der Sanitätsanlagen bei unserem Ausbildungszentrum

-Registrierung des Ausbildungszentrums bei der Zentralregierung, um anerkannte Diploma ausstellen zu können

-Baumpflanzprojekt zur Wiederaufforstung der Region

Währenddessen suchen wir im Moment vor allem nach Wegen, um den verwundeten und geflüchteten Menschen helfen zu können, bis sich die Situation entspannt hat.

Wir werden euch auf dem Laufenden halten.

Viele Grüße,

Tichi & Michael

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